Der Bau der Schlosskapelle Schönbrunn
Am 29. April 1745 wurde die vielfach neu ausgestattete Kapelle neu geweiht.
Letzte Erkenntnisse über die Baugeschichte sind in erster Linie den verdienstvollen Forschungen von Oskar Raschauer zu danken. Von den technischen Baubefunden ausgehend, gelangt Raschauer in seiner denkmalkundigen Darstellung der Schönbrunner Baugeschickte zur Feststellung, "dass wir heute die Schlosskapelle noch in der ursprünglichen, Fischerchen architektonischen Gestalt vor uns haben". Der bauliche Zustand liefert eindeutige Beweise dafür. Demnach entspricht die Lage der Kapelle als eigener Baukörper zwischen dem äußeren und dem Zwischenrisalit jenem zweiten, in den Jahren 1690-1693 vereinfachten Schönbrunner-Plan von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723), der ab 1696 verwirklicht wurde.
Ursprünglich erhalten sind auch die architektonische Gliederung und deren Hauptelemente im Inneren der Kapelle: Die Pilaster mit Marmorsockeln und Kompositkapitälen, die Gebälkzone mit Gesims, die Deckenwölbung mit Gurten und die Feldereinteilung der Decke, die nischenartigen Fenstereinschnitte, der gewölbte Abschluss der Ostwand und die gerade Westseite. Eine spätere Höherführung des Innenraumes der Kapelle oder eine Umgestaltung der Gewölbeeindeckung fand demnach nicht statt. – Bemerkenswert ist, dass außer der Schlosskapelle nur mehr zwei kleine Räume im Bereich der Blauen Stiege (Westtrakt) dem Fischerplan entsprechen.
Die unter Maria Theresia (1717/1740-1780) von Nikolaus Paccassi (1716-1790) ab 1743 durchgeführten Umbauten des Schlosses waren zwar seht tief greifend, die Baugestalt der Kapelle blieb aber davon unberührt. Die Verlegung des Kapellentores von der Nord –an die Westseite, die Umgestaltung der Emporen und Oratorien („Tribünen“) und die Wandverkleidung mit Kunstmarmor stellen keine wesentlichen Eingriffe in die Gestalt des Innenraumes dar.
Ein großzügiger Ausbau der Kapellenstiege als repräsentativer Zugang zu den Herrschaftsräumen und zum Zwischengeschoss Paccassis – wodurch eine Erhöhung der Decke des Kapellenstiegenhauses erforderlich wurde – zog allerdings auch eine Erhöhung der Außenwände der Schlosskapelle über die Fischersche Einwölbung nach sich.
Am 29. April 1745 wurde die vielfach neu ausgestattete Kapelle neu geweiht. Die Weihe nahm Kardinal Sigismund Graf Kolonitsch (1676 -1751; ab 1716 Fürstbischof, seit 1722 Fürsterzbischof von Wien) vor. Glückliche Umstände haben uns die Weiheurkunde im Original erhalten. Sie wird in der Sakristei sorgfältig behütet.
Auch das 38 kg schwere Kapellenglöckchen von damals ist durch einen Gipsabguss der Glockeninschrift in der Sakristei belegt. In einer kartuschenartigen Umrahmung lautet das Signum: „Joseph Pfrenger in Wienn hat mich gossen“. Wie ermittelt werden konnte ist Pfrenger von 1740 bis 1768 in Wien als Glockengießer nachweislich tätig gewesen.
Die kleine Glocke fiel 1941 der Kriegsmetallsammlung zum Opfer.
Eine vollständige Restaurierung der Wände, Decken, Fresken und Bilder erfolgte 1900 durch H. Rietschel. Von damals (1901) stammt auch der derzeitige Bodenbelag. Ursprünglich bildeten graue und rote Marmorplatten eine Farbharmonie mit den Pilastern. Im Zusammenhang mit der Aufstellung der neuen Orgel reduzierte man auch die vier Emporen auf die jetzigen zwei. Noch unter Maria Theresia war nämlich die erste „Tribüne“ um zwei weitere und später sogar um eine vierte Empore vermehrt worden. Die letzte umfassende Restaurierung nahm im Jahre 1956 L. Peyscha vor.
Mit freundlicher Genehmigung der Schlosskapelle Schönbrunn.
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