Hietzinger Hauptstraße 126
Ein von Hans Mayr und Theodor Mayer im spätsecessionistischen Stil errichtetes, dreigeschoßiges Haus.
Das von Hans Mayr, einem Otto Wagner-Schüler, und Theodor Mayer im spätsecessionistischen Stil errichtete dreigeschoßige Haus zeichnet sich durch eine im Original erhaltene, feingegliederte Fassade mit sparsam gesetzten Details aus. Der Rauhputz wurde mit feinen Kieseln vermischt und ist grau gefärbt. Die weißen Holzfenster werden von hellgrauen, glatten Mauerstreifen umrahmt. Die glatten Putzflächen – sie befinden sich auch in der Tiefparterrezone, im gesamten zweiten Obergeschoß und in den mit Balkonen versehenen Seitenachsen – sind in verschieden tiefen Schichten aufgetragen. Am Eingang und über den in der Mittelachse des ersten und zweiten Obergeschoßes liegenden erkerartigen Fenstern kam das Motiv des Rundbogens zur Anwendung. Die in Laternenform aus der Fassade herausragenden Fenster erinnern an eine in der Biedermeierarchitektur beliebte Möglichkeit des Sehens und Beobachtens vom Hausinneren aus.
In der Mitte der symmetrischen, fünfachsigen Fassade liegt der gestufte Hauseingang; er wird von zwei kleinen, quadratischen, mit dekorierten Gittern versehenen Fenstern flankiert.
Die Seitenachsen werden durch stark hervortretende Pilaster, die über drei Geschoße reichen, betont. Zwischen diesen Mauerleisten liegen die Balkonzonen; die Balkone selbst sind halbrund ausgebildet und mit einem streng gerasterten Gitter versehen.
Der Eingang führt über einige Stufen in das Hochparterre und – in der Achsenverlängerung – zum Stiegenhaus mit gerundeter, gegenläufiger Treppe. Die Grundrisse der beiden pro Geschoß bestehenden Wohnungen sind bis auf den ersten Stock mit nur geringen Abweichungen an der Mittelachse gespiegelt. Im ersten Stock wurde die Wohnung mit der größten Grundfläche (108 m2) – ursprünglich die einzige mit Bad – für den Hausbesitzer geplant. Die zweite in diesem Geschoß liegende Wohnung weist dagegen nur eine Grundfläche von 66 m2 auf. Die übrigen Wohnungsgrundflächen betragen zwischen 74 m2 und 92 m2.
Der ursprüngliche Wohnungsstandard entsprach nicht ganz jenem der meisten anderen um diese Zeit an der oberen Hietzinger Hauptstraße errichteten Miethäuser. Es war zwar jede Wohnung mit WC ausgestattet, wies eine Raumhöhe von 3,25 m auf und besaß in den Wohnräumen Kachelöfen, es bestand allerdings durchwegs kein Badezimmer, und die einzige Wasserentnahmestelle war im Vorraum; in der Küche befand sich kein Anschluß. Badegelegenheit bot lediglich ein ehemals im Dachgeschoß neben der Waschküche gelegener Raum, in dem mehrere Badewannen installiert waren.
Dieses ursprünglich gegen den Garten zu flach und gegen die Straße mit einem Pultdach gedeckte oberste Geschoß wurde 1962 ausgebaut. Hiebei entfernte man die geschwungene und in der Mitte mit einer Kugel von ca. 60 cm Durchmesser verzierte Attika. Durch die straßenseitig vorgesetzte Terrasse springt der Baukörper zurück, und es bedeutet dadurch der Dachausbau keine wesentliche Beeinträchtigung des Fassadengefüges.
Im Tiefparterre waren ursprünglich ein Geschäftslokal mit Magazin und eine Hausbesorgerwohnung eingerichtet; später befanden sich in diesen Räumlichkeiten ein Lebensmittelgeschäft und eine Tapeziererwerkstätte. […]