Siedlung Lockerwiese
Für die Planung wurde Karl Schartelmüller beauftragt, der für seine Arbeit „Am Freihof” bekannt geworden war.
Diese Anlage ist ein typisches Beispiel des vorübergehend verstärkten Interesses, das die Gemeinde Wien am Siedlungsbau ab 1926 zeigte.
Der alte Flurname „Lockerwiese“ mag auf die z. T. mit Schilf bestandene „lockere Erde“ des Baugrundes, der ehemals als Weideland Verwendung fand, hinweisen.
Die Bauführung für diese zweitgrößte Gartenstadtsiedlung Wiens übernahm die GESIBA als Generalunternehmerin; Siedlermitarbeit, wie noch beim Bau der Siedlung Hermeswiese üblich, war nicht mehr gefragt. Die fertiggestellten Häuser wurden der Gemeinde Wien übergeben, waren also, was die Verwaltung betrifft, allen anderen Gemeindewohnungen gleichgestellt. Dies ist insbesondere im Rahmen der Wohnungsvergabe von zentraler Bedeutung. Auch heute noch ist dieses Vergaberecht in Kraft, und lange Wartelisten sind ein Beweis für das enorme Interesse vieler Wiener, eine Wohnung in dieser Anlage zu erhalten.
Mit der Planung der Siedlung wurde Karl Schartelmüller beauftragt, der vor allem durch seine Arbeit „Am Freihof” (1923–30, 1938) im 22. Bezirk, der größten Genossenschaftssiedlung Wiens, bekannt geworden war. Der erste Bauabschnitt lag in der Camillianergasse. Die auffallende kontinuierliche Reduktion der gestalterischen Mittel im Zuge des Fortschreitens der einzelnen Bauphasen ist in erster Linie auf die Verknappung der finanziellen Mittel zurückzuführen.
In den Jahren 1938/39 erfolgte durch Karl Schartelmüller eine Erweiterung der Anlage um 120 Reihenhäuser und einen Block mit 12 Geschoßwohnungen und einem Parteilokal der NSDAP (h. Parteilokal der Sektion 6 der Wiener SPÖ). Die Erweiterung umfaßte die Wolkersbergenstraße ab Eugen-Jettel-Weg, die Engelhartgasse, die Wilhelm-Leibl-Gasse, die Faistauergasse und die Janneckgasse). Die Grundkonzeption dieser Ergänzung stammt bereits aus dem Jahr 1931. Die Grundrisse der zweigeschoßigen Reihenhäuser aus dieser Zeit ähneln jenen aus den Jahren 1928–32. Es wurde lediglich im Erdgeschoß die Küche mit dem Wohnraum zu einer Wohnküche verbunden, im Obergeschoß der Vorraum auf Kosten einer Kammer vergrößert. Die Benutzbarkeit des Gartens zur Nahrungsbeschaffung fand in den Jahren 1928–32 noch ihren Niederschlag in der Lage der Spüle und Küche unmittelbar am Gartenausgang, 1938 wurde die Wohnküche straßenseitig angelegt.
1950/51 kam es nach Plänen von Franz Mörth und Otto Schönthal, einem Otto Wagner-Schüler, zu einer eher konventionellen und simplen Verbauung des Sportplatzes mit vier Wohnhauszeilen.
1953 wurde durch Adolf Wölzl mit Einfühlungsvermögen und Rücksicht auf die originale Konzeption eine Reihe von Dachausbauten durchgeführt. […]