Joseph-Lister-Gasse 22
Das kleine Grundstück stellte eine beachtliche Herausforderung an den Architekten dar.
Die äußeren Bedingungen für die Aufgabe, ein Haus für die Familie Bettelheim, ein Ehepaar mit zwei Kindern, zu errichten, waren ein kleines Grundstück, die Straße gegen Süden und der Garten im Norden. Infolge der relativ geringen Grundstücksausmaße war Holzbauer zu besonders ökonomischer Flächennutzung gezwungen. Die verbaute Fläche beträgt 112 m2, die Wohnfläche 140 m2. Unter neuen Eigentümern kam es 1991 im Zuge einer Generalrenovierung zu geringfügigen Umbauten im Kellergeschoß.
Charakteristisch ist die streng symmetrische Straßenfront im Gegensatz zur großzügig aufgelösten Gartenfassade, die von zwei Schornsteinen dominiert wird. Die Straßenfassade wirkt wie mit dem Lineal gezogen, die Gartenfassade hingegen wie eine mit bloßer Hand geformte Plastik.
Die schräge Decke im rückwärts gelegenen Wohnraum sollte auf Wunsch der Bauherrschaft ein Wohngefühl wie in einem Bungalow erzeugen. Im Zentrum des Hauses führt, unmittelbar dem Kamin benachbart, die oktogonale Treppe zu den im ersten Stock gelegenen Schlafräumen.
Durch „Zerschneiden” des Hauses in zwei Baukörper entlang einer Diagonale und der Verschiebung der beiden Haushälften entlang dieser Linie ist es gelungen, für den nordseitig gelegenen Wohnraum südseitigen Lichteinfall zu schaffen.
Sehr praxisgerecht sind die im Haus mehrfach eingesetzten, großformatigen „englischen Schiebefenster“, deren Gegengewichte ein stufenloses Öffnen ermöglichen.
Das Haus „(...) war Mitte der siebziger Jahre ein Zeichen der architektonischen Veränderung und der Aufwertung des Themas Einfamilienhaus, die zweifellos auch etwas mit den veränderten ökonomischen Grundlagen einer breiteren Bauherrenschicht zu tun hatten.“