Villa Malfatti / Villa Taussig
An Stelle der Villa des kaiserliche Leibarzt Malfatti baute Theodor Ritter von Taussig eine großzügige Villa mit den neuesten technischen Errungenschaften.
Villa Malfatti
Auf dem gegen Hietzing abfallenden Gelände des Küniglberges ließ sich der kaiserliche Leibarzt Dr. Johann Malfatti, Edler von Montereggio (1775–1859), um 1830 eine palaisartige Villa erbauen. Vor dieser Anlage stand hier seit 1780 ein Landhaus des Engländers Beert, welches 1788 in den Besitz des spanischen Gesandtschaftssekretärs Lellis kam, der es an Probst Eberl verkaufte. 1812 kam das Haus an den Grafen Franz Palffy, der die gesamte Anlage „auf einen hohen Grad von Vollkommenheit brachte, und dem Publikum öffnete“; 1818 pachtete es der englische Gesandte Lord Steward.
Malfatti war der Begründer der k. k. Gesellschaft der Ärzte (1837), war Leibarzt des Herzogs von Reichstadt und betreute 1827 auch Ludwig van Beethoven.
Das Gebäude stand inmitten eines Parks, in welchem sich auch Obstbäume befanden. 1847–52 führte Malfatti in seinem Garten erfolgreiche Experimente zur Bekämpfung der Kartoffelkrankheit durch. Der geschlossene, z. T. von einer Mauer umgebene Grundbesitz erstreckte sich bis zum h. ORF-Gelände. Die Villa stand bis 1892.
Villa Taussig
Die Villa Malfatti, der damals größte Privatbesitz in Hietzing, wurde 1891 von den Erben an den Generaldirektor der Bodencreditanstalt Theodor Ritter von Taussig (1849–1909) verkauft. Dieser ließ den Bau 1892 abreißen und ein Gartenpalais nach den 1894 erstellten Plänen des Architekten Karl König errichten. Die großzügige Anlage war mit den damals neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet. Die von der öffentlichen Versorgung unabhängige Wasser- und Energiezufuhr erfolgte durch ein Pumpwerk (das Wasserreservoir dafür befand sich auf dem Gipfel des Küniglberges) bzw. durch einen 1894 installierten Generator. Dieser stand im Keller des Gärtner- und Portierhauses und wurde durch einen 25 PS starken Ottomotor betrieben.
Zu der Liegenschaft gehörten neben dem Hauptbau ein Portier- und Gärtnerhaus sowie ein Kutscher- und Stallgebäude. Innerhalb der weitläufigen Gartenanlage befanden sich zwei Bassins, eine Wettersäule und eine Manege (sie ist in einem Lageplan eingezeichnet; ob sie tatsächlich existierte, ist nicht belegbar).
Der Hauptbau stand hangwärts oberhalb der Häuser Nr. 12, 13, 14 und 15 der 1930–32 von der Arbeiterunfallversicherung errichteten Malfattisiedlung (-> Malfattisiedlung). Der h. Baumbestand an dieser Stelle ist weniger als 50 Jahre alt; die Grundfläche der Anlage ist noch erkennbar. Die Villa Taussig wurde 1931 abgerissen. Heute erinnern nur mehr das Kutscherhaus und das Portiergebäude an diese glanzvolle, auf Repräsentation angelegte Architektur der Gründerzeit. [...]