Villa Braunschweig
Die Villa sollte 1981 abgerissen werden, der Besitzer wollte an ihrer Stelle ein fünfgeschoßiges Wohnhaus errichten lassen.
1854 erwarb August Ludwig Wilhelm Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Ehrenbürger der Gemeinde Hietzing, das Eigentumsrecht über die Grundstücke, auf denen sich der h. Bau mit Garten befindet. 1871 erfolgte die amtliche Erlaubnis für den Bau dieses Hauses, eine Dependance mit nicht exakt geklärter Bestimmung – „(...) für die Umgebung Sr. k. Hoheit, (...)“ – zu der bereits bestehenden Villa des Herzogs schräg gegenüber in der Auhofstraße (heute Nr. 15). Diese ältere Villa Braunschweig, später im Besitz von Dr. Adolf Ehrenfeld, gehörte ursprünglich Karl Alexander Anselm Freiherr von Hügel (-> Villa Hügel). An ihrer Stelle befindet sich gegenwärtig die 1912-14 von Robert Oerley errichtete Villa Wustl (-> Villa Wustl).
Die Villa Braunschweig in der Auhofstraße 18 wurde zwischen 1871 und 1876 (Benützungsbewilligung) unter der amtlichen Auflage errichtet, die Baulinie der damals bereits bestehenden, stadtauswärts angrenzenden Häuser zu berücksichtigen.
Der eingeschoßige, unterkellerte Bau war ursprünglich streng symmetrisch angelegt und wies schon von Anfang an gegen den nördlich gelegenen Garten zu zwei vortretende Seitentrakte auf. Die Hauptmauer des Mitteltraktes hatte nordseitig anfänglich nur die eine Öffnung zur Veranda und durch sie zum Garten. Als Wandgliederung waren vier Fensternischen eingesetzt, sodaß besonders die beiden seitlichen Zimmer des Mitteltraktes nur von Süden Licht erhielten. An der Seite zur Auhofstraße waren, wie dies auch heute noch der Fall ist, die Vorsprünge der zweiachsigen Seitenteile nur gering ausgebildet.
Diese überhöhten und mit einer geraden Attika versehenen Eckrisalite bestimmten mit dem sechsachsigen, arkadenartigen Mittelteil das Aussehen dieser Fassadenseite. Die Fenster und der zweiteilige Ausgang aus dem Salon auf die dem Mittelteil vorgelagerte Terrasse hatten Rundbogenabschlüsse. Über dem Ausgang lag wieder eine gerade Attika; von der Terrasse führten einige Stufen in den Vorgarten. Die Fenster der Seitenteile wiesen frühbarocke Ohrenrahmungen auf.
Ursprünglich bestand die Villa aus einer einzigen Wohneinheit; in ihrem Zentrum lag eine aus drei Räumen gebildete Zimmerflucht. Es bestanden zwei gewendelte Abgänge in das Kellergeschoß, in dem sich auch die Küche befand; von ihr führte ein Speisenaufzug in das Parterre.
1886 ließen die Besitzer Johann Stolzenthaler und seine Frau Theresa durch Baumeister Josef Kopf, den Erbauer des Hauses, gartenseitig zwei Zimmerzubauten an die vorspringenden Bauteile anfügen und das Innere in zwei getrennte Wohnbereiche gliedern: in den straßenseitig links liegenden mit einem Zimmer im Mitteltrakt, drei Räumen im Seitentrakt und Abgang in das Souterrain mit Küche, einem Zimmer und Kellerräumen; der andere Wohnbereich bestand aus dem mittig angelegten Salon, einem Zimmer im Mitteltrakt sowie aus zwei Zimmern und einer Küche im Seitentrakt. Das Souterrain erhielt durch Anhebung des Hauptgeschoßes um einige Stufen natürliche Belichtung, die in den zentral gelegenen Kellerräumen über schmale, horizontal durch die Terrassenfundamente geführte Lichtschächte erfolgte.
1903 ließen der akademische Maler Karl Klietsch und seine Frau Anna-Maria, die 1899 die Villa erworben hatten, an den beiden erweiterten Trakten seitlich gegen die Baumitte durch den Zimmermann Ferdinand Nierody zwei Veranden anbauen.
1905 wurde das ursprüngliche Schieferdach im linken Seitentrakt zu einem um zwei Meter erhöhten Mansarddach ausgebaut, in welchem man ein Atelier und ein Dienerzimmer einrichtete. Eine Wendeltreppe verband die beiden Geschoße. 1910 erhielt der linke Gartentrakt einen Erker.
1926 haben Heinrich und Emilia Rosenbaum die Villa erworben. Es kam erneut zu tiefgreifenden Umgestaltungen der Raumeinteilung im Erdgeschoß und Obergeschoß, aber auch das äußere Erscheinungsbild betreffend. Die ursprüngliche Veranda sowie die beiden 1903 errichteten wurden 1927 abgetragen, der Bereich zwischen den Seitentrakten zu einer überhöhten Halle und einer vorgelagerten, überdeckten Terrasse umgebaut. Der Eingang wurde an den linken Seitentrakt verlegt. Aus der an der Auhofstraße gelegenen Zimmerflucht von drei Räumen schuf man das Wohnzimmer und das durch eine Schiebewand abgrenzbare Speisezimmer. Die mit Rundbogenfenstern versehene Wand zur Gartenterrasse – mit großer Wahrscheinlichkeit auch die gartenseitig gelegenen sechs Säulen mit jonischen Kapitellen – sowie die Fassadengestaltung an der Auhofstraße stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Aus dem Billardzimmer im linken Seitentrakt wurden ein Bügel- und ein Fremdenzimmer. Das Dachatelier veränderte man zu einer kleinen Wohnung. Der Umbau wurde von Franz Kaym und Alfons Hetmanek geplant.
1938 kam es zur Enteignung; die Villa wurde Besitz der Reichsführung, Verwaltungsamt München. 1939 erfolgte eine Änderung im Erdgeschoß, wobei man u. a. die Halle in zwei Räume teilte. Seit 1945 im Besitz der Republik Österreich, wurde die Villa 1947 an die Nachkommen der ehemaligen Eigentümer rückerstattet.
1952 und 1955 erfolgten unter neuen Besitzern weitere Veränderungen, wobei 1952 der vor 1938 existierende Innenraumzustand mit Halle, Speisezimmer und Salon weitgehend wiederhergestellt wurde und 1955 im Dachgeschoß weiter ausgebaut sowie straßenseitig drei Dachgauben eingesetzt wurden.
1981 beabsichtigte der damalige Besitzer, die Villa abreißen und an ihrer Stelle ein fünfgeschoßiges Wohnhaus errichten zu lassen.
Durch die Initiative der Bevölkerung, die in einer Unterschriftenaktion gegen den Abbruch protestierte, wurde dieses Vorhaben verhindert. Der Bau wurde 1983 vom Bund erworben. Leider verzögerte sich immer wieder die Instandsetzung der Villa; verschiedene neue Nutzungen wurden überlegt, so auch der Plan, in dem Gebäude ein filmwissenschaftliches Institut unterzubringen. Die 1988 erfolgte Erwerbung in Privatbesitz sicherte schließlich die Renovierung, welche 1989/90 ausgeführt wurde. Die Villa dient nun wieder als Wohnhaus.