Villa Maxing
Wunderschönes Blockhaus im „Schweitzer” Stil, welches von Erzherzog Ferdinand Maximilian in Auftrag gegeben wurde. Der Entwurf der Villa stammte von ihm.
Erzherzog Ferdinand Maximilian (1832–67), im Schloß Schönbrunn geboren und als Kaiser von Mexiko in die Weltgeschichte eingegangen, erhielt 1850 einen Teil des Schönbrunner Parks an der h. Maxingstraße zur persönlichen Verfügung. In der im englischen Stil gehaltenen Anlage ließ er einen botanischen Garten anlegen, dessen Pflanzen zum größten Teil aus Tirol stammten und dessen Gesteinsaufbau heute noch erkennbar ist. Auf einem künstlichen Hügel stand ein Tempietto.
Der Alpengarten war schon damals bis auf jenen Platz, an dem experimentiert wurde, öffentlich zugänglich.
Die Bezeichnung „Maxing“weist in Anlehnung an die ing-Namen der Umgebung (Hietzing, Hacking, Speising, Penzing) auf den Besitzer hin.
Der Erzherzog befaßte sich intensiv mit Schloß- und Gartenbau, und es ist daher nicht verwunderlich, daß der Entwurf der Villa im „Tyroler“ bzw. „Schweitzer” Stil von ihm selbst entwickelt wurde. Der Blockhausbau verweist auch auf die Wertschätzung Maximilians, die er den Tirolern und ihrem Abwehrkampf entgegenbrachte.
Das alpenländische Bauernhaus wurde als sog. „Schweizerhaus” bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zum Inbegriff des naturverbundenen Bauens, nachdem bereits im aristokratischen Landschaftsgarten des 18. Jahrhunderts Meiereien, Hameaus und Schweizerhäuschen integriert waren. Reisende billigten den Alpen schon früh ein hohes Maß an Romantik zu.
Das Hietzinger Beispiel weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Entwurf eines „swiss cottage“ auf, das in dem von P. F. Robinson verfaßten und zwischen 1827 und 1836 in drei Auflagen in London erschienenen Buch „Design for Ornamental Villas” abgebildet ist. Auch hier handelt es sich um eine romantische Transformation des alpenländischen Vorbildes.
Maximilian dachte jedoch nach der Errichtung der Villa an eine weitaus umfangreichere Anlage im französischen Renaissancestil, die oberhalb des Hietzinger Friedhofes nahe der Kammermeierei als Residenz des Oberkommandierenden der kaiserlichen Marine entstehen sollte. Hiebei handelte es sich wieder um Entwürfe aus seiner Hand, aber auch um solche von Mantay, Johann Julius Romano von Ringe und August Schwendenwein. Es kam auf den Maxinggründen nie zur Verwirklichung dieser Vorstellungen, sie fanden jedoch Eingang in die Planungen von Schloß und Garten Miramar bei Triest. Die Absicht zur Schaffung dieses Domizils bestand ab 1854, und zwar parallel zum Vorhaben der Residenz in Hietzing. Vor allem finanzielle Gründe waren für die Aufgabe des Planes von Neu-Maxing ausschlaggebend.
Nach der Abberufung als Gouverneur des Lombardo-Venezianischen Vizekönigreiches 1859 entschloß sich Maximilian, den Park Maxing der Gemeinde Hietzing mit der Verpflichtung zu schenken, ihn öffentlich zugänglich zu machen; die Villa Maxing verkaufte der Erzherzog im selben Jahr an die Gemeinde. Seine Aufenthalte in dem kleinen Anwesen waren meist nur von kurzer Dauer.
Anläßlich des tragischen Todes von Maximilian ließen die Bürger von Hietzing sein Denkmal in dem kleinen Park vor der Pfarrkirche errichten. Das Bronzestandbild stammt von Johann Meixner und wurde 1871 enthüllt.
Die in Konzeption und Ausführung sehr seltene Villa wurde trotz ihrer kulturhistorischen Bedeutung 1955 abgerissen. Die damals hiefür geltend gemachten pragmatischen Gründe bezeugten in einem hohen Maß das Unverständnis der zuständigen Behörde: Da „(...) Fußböden direkt auf Erdreich gelagert (...) Dachdeckung schadhaft (...) keine Kanalisation vorhanden, die (...) elektrische Installation vollkommen unzulänglich waren (...) kein Gasanschluß bestand (...)“ und da „(...) aus Gründen des Landschaftsschutzes (...) das Gebäude (...) als Fremdkörper wirkt“, wurde das Objekt als unwirtschaftlich und architektonisch wertlos bezeichnet.
Heute erinnern an den Maxingpark noch alte, mit Steinen eingefaßte geschwungene Wege, ein kleiner Weiher und Reste des Alpengartens. Die Fundamente der Villa sind noch zu erkennen; die eiserne Wetterfahne mit der Jahreszahl 1850 befindet sich im Bezirksmuseum Hietzing.