Der Schlosspark Schönbrunn zu Maria Theresias Zeiten
Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen widmete sich der Gestaltung des Gartens
Während Maria Theresias für den Umbau und die Ausstattung des Schlosses verantwortlich zeichnet, so widmete sich ihr Gemahl, Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, und sein aus Lothringen stammender Künstlerkreis der Ausgestaltung des Gartens. Die Anlage wurde erweitert und durch ein neues sternförmiges Alleensystem mit vielfältigen Wege- und Blickverbindungen gegliedert, wobei die mächtigen Diagonalalleen mit der dominierenden Mittelachse im Zentrum des Schlosses zusammentreffen. Der barocke Garten Schönbrunns sollte der herrschaftlichen Repräsentation dienen und wurde als kontinuierliche Fortsetzung der repräsentativen Innenräume nach außen aufgefasst.
Hinter der Gartenfassade des Schlosses beanspruchte das Parterre mit seinen streng symmetrisch angelegten Beeten die größte Ausdehnung. Die Beete waren aus feinem Buchs auf bunten Steinen gestaltet und aufgrund dieser, Stickereimustern ähnlichen Ornamenten als „Broderieparterres“ bezeichnet. Seitlich des Parterres schlossen die so genannten Boskette an, die aus streng gestutzten Baum- und Heckenkulissen geformt und mit kleinen Plätzen versehen wurden.
Im Jahre 1753 ließ der naturwissenschaftlich interessierte Kaiser Franz I. Stephan im westlichen Teil des Schlossgartens Richtung Hietzing den Holländisch-Botanischen Garten anlegen, ein Jahr zuvor erfolgte die Gründung der Schönbrunner Menagerie.
Während Schloss und Garten um 1770 weitgehend fertig gestellt waren, zeigte sich der Schönbrunner Berg in der Verlängerung des Großen Parterres nach wie vor als ungestaltete Waldschneise. Nach aufwendigen Planungen des Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg entschied sich die seit 1765 verwitwete Maria Theresia schweren Herzens, eine vereinfachte Lösung der neuen Gartengestaltung zu realisieren. Am Fuße des Schönbrunner Berges sollte der Neptunbrunnen entstehen und auf der Bergkuppe die Gloriette erbaut werden; der Hügel selbst anstelle von aufwendigen Terrassen lediglich mit Zickzack-Wegen erschließbar sein.
Mit dem Ausbau des Schönbrunner Berges war auch eine Neugestaltung des Großen Parterres verbunden. Diese Neugestaltung umfasste die Aufstellung von mythologischen Figuren in den seitlich begrenzenden Heckenwänden des Großen Parterres, die 1777 von Johann Wilhelm Beyer und seiner Werkstatt ausgeführt wurden. Gleichzeitig wurden auch zahlreiche Gartenobjekte, unter anderem die Römische Ruine, der Obeliskenbrunnen, der Schöne Brunnen und vermutlich auch die Kleine Gloriette errichtet. Die Arbeiten waren 1780, im letzten Lebensjahr Maria Theresias abgeschlossen, der Garten – mit Ausnahme der Kammergärten – wurde bereits ein Jahr zuvor für die Bevölkerung geöffnet.
Im 19. Jahrhundert wurde der ab 1753 von Franz I. Stephan für seine Pflanzensammlung angelegte „Holländische Garten“ in eine englische Anlage umgewandelt. Auf diesem Gelände wurde von 1880 bis 1882 das Große Palmenhaus als monumentaler Glashausbau errichtet und der Palmenhausgarten angelegt. Unweit davon entstand 1904 als letztes Bauunternehmen des Kaiserhofes das Sonnenuhrhaus zur weiteren Unterbringung exotischer Pflanzen.