Villa Werner
Gustav Klimt bezog hier in Unter St. Veit im Jahr 1911 sein letztes Atelier. Später wurde das Haus großzügig umgebaut.
Bereits um 1860 befand sich an der Stelle der Villa Werner ein ebenerdiges, teilweise unterkellertes Gebäude mit nach Norden gerichtetem Mittelrisalit. Das Haus, welches mit großer Wahrscheinlichkeit nur als Sommersitz Verwendung fand, gehörte ab 1902 dem Ehepaar Helene und Josef Herrmann. Die Tochter Elisabeth war mit dem Maler Felix Albrecht Harta befreundet, heiratete ihn 1914. Durch ihn könnte Gustav Klimt angeregt worden sein, das Gebäude als Atelier zu mieten. Klimt, der bedeutendste Maler der Wiener Secession, zog 1912 aus seinem Josefstädter Atelier aus und übersiedelte in das Haus in Unter-St. Veit. Der Bau wurde von ihm um 1912 zu einem Atelierhaus adaptiert, wobei im Mittelrisalit ein breites, mit Lüftungsklappen versehenes Atelierfenster eingebaut wurde. Der Eingang befand sich in der Mitte der Südseite. Die Fassaden waren weiß gekalkt, Fenster und Türen schwarz gefärbt – eine Reminiszenz an den Freund Josef Hoffmann, von dem die Einrichtung in einem Nebenraum stammte.
Der schlichte Bau lag inmitten eines üppig wuchernden Gartens; nur die nahe Verbindungsbahn dürfte die Stille dieser Enklave mitunter gestört haben. Klimt verließ das Atelier 1916 und verbrachte seine letzten Lebensjahre im 7. Bezirk, in der Westbahnstraße 36.
1922 begann Helene Herrmann nach Plänen von Stadtbaumeister Rudolf Hauk mit der Erweiterung und Aufstockung des Gebäudes. Allerdings verkaufte sie den Rohbau an Ernestine Werner (später verehelichte Klein), die 1923 nach einigen Planänderungen durch Rudolf Hauk diese gravierenden Adaptierungsarbeiten abschloß. Damals kam es auch zur Integrierung eines aus dem Altbestand stammenden, an der Südwestseite des Baues gelegenen Nebentraktes. Dieser Gebäudeteil wurde mit einem geschwungenen Mansarddach mit rechteckigen und ovalen Fenstern gedeckt.
Im Umbauplan aus 1923 ist im Erdgeschoßgrundriß der Villa auf das vormals hier gelegene Atelier hingewiesen. Außerdem konnte mit Hilfe der Information durch die Tochter eines Zeitzeugen überzeugend dargelegt werden, daß es sich bei der Villa um einen Um- bzw. Erweiterungsbau des Klimt'schen Atelierhauses handelt. Das nunmehr repräsentativ wirkende Gebäude mit zweiarmiger Treppe an der Nordseite war zum großen Teil flach gedeckt.
Es ist nicht verwunderlich, daß ein Neffe Klimts, der als Jugendlicher seinen Onkel oftmals in der Feldmühlgasse besucht hatte, später sagte: „Ich finde keine Anhaltspunkte mehr. Das Haus, so wie es war, ist verschwunden."
Das Grundstück wurde 1930 geteilt, die alte Adresse Feldmühlgasse 9 lautete nun Feldmühlgasse 9 und 11, wobei die Villa Klein mit der h. Hausnummer 11 zu verbinden ist.
1937 kam es nach Plänen von Stefan Végh zum Einbau eines zweiten Stiegenaufganges in das Obergeschoß.
1939 erfolgte der erzwungene Verkauf durch die Familie Klein, 1948 die Rückerstellung des Hauses. 1954 erwarb die Republik Österreich die Liegenschaft. 1957 wurde das als abbruchreif bezeichnete Gebäude für Schulzwecke (Lehrbürogebäude der Bundesgewerbeschule Wien I) adaptiert, 1958 ersetzte man das undichte Flachdach durch ein Walmdach mit Falzziegeldeckung. Gegenwärtig (1998) ist die Nutzung ungewiß; die Villa ist in hohem Maße sanierungsbedürftig. […]
Die Villa fasziniert durch ihre kulturhistorischen Bezüge, sie irritiert wegen ihrer ungewöhnlichen Baugeschichte und sie beunruhigt durch die Ungewißheit ihrer Zukunft.