Bezirksgeschichte

Die Hermesvilla zu Kaisers Zeiten

Schon in seiner Jugend hätte Kaiser Franz Joseph sich gerne ein Jagdhaus in den heutigen Lainzer Tiergarten gebaut.

Doch das Schicksal der Habsburger traf auch ihn – er hatte für einen derartigen Bau kein Geld. Erst als sein Onkel (und Vorgänger im Kaiseramt) Ferdinand I. 1875 starb, erbte Granz Joseph das habsburgische Familienvermögen. Doch mittlerweile hatte er die Lust an Jagden in abgesperrten Gebieten verloren. Dennoch ließ er die heutige Hermesvilla bauen.



Ein Mitgrund war sicherlich der, seine reisefreudige Frau – Kaiserin Elisabeth – ein bisschen näher an sich zu binden. Elisabeths vorrangigstes Ziel war es ja, dem strengen Hofzeremoniell im Schloss Schönbrunn zu entfliehen. So kam es, dass Franz Joseph 1881 Carl Hasenauer den Auftrag zum Bau einer relativ bescheidenen Landvilla gab. Carl Hasenauer hatte eben die beiden Hofmuseen fertig gestellt und war der beliebteste Architekt der Aristokratie der damaligen Zeit.



Bereits die ersten Skizzen entsprachen dem Geschmack Franz Josephs und so wurde 1882 mit dem Bau begonnen. Prompt kam es auch zu Problemen, wie das in Wien immer schon üblich war.



Der k.k. Hofjäger Litassy verlangte eine „ständig ununterbrochene Bewachung des Bauplatzes bei Tag und Nacht sowie auch die Eskortierung der Arbeiter beim Ein- und Ausgange aus dem Thiergarten in Anbetracht der Diebstähle und des Wildfrevels“ sowie auch wegen eines „durch böswillige Bauarbeiter angelegten, jedoch rechtzeitig vom Baupolier und ständigen Thiergartenarbeitern gelöschten Waldbrandes“. Der Oberstjägermeister veranlasste dann, dass „zur ständigen Überwachung des Bauplatzes des Jagdschlosses im Thiergarten sowie der betreffenden Arbeiter ein Waidjunge des Lainzer Reviers abwechselnd mit einem Gendarmen in der Saulackenpaßhütte exponirt werden“.



Ein anderes Problem gründete darin, dass mit der kaiserlichen Familie auch ihre Hofbediensteten in den Tiergarten kamen und daher kam es dann zu Spannungen zwischen den Bediensteten auf der einen Seite und den Tiergartenangestellten auf der anderen Seite. So bezeichnete der „k.k. Leibbereiter“ der Kaiserin den Hofjäger als „Localbeamten“ und befahl ihm sämtliche Wiesen zu planieren und von Maulwurfhügeln zu beseitigen, damit die Kaiserin sicherer reiten könne. Dieser fühlte sich zu Recht beleidigt und beschwerte sich bei seinem Vorgesetzten mit dem Ziel, dass in Zukunft die hierarchische Ordnung klar definiert werde. Es nützte allerdings dem Jagdpersonal wenig, den „Leibbereiter“ herabsetzend als „Stalloffizient“ zu bezeichnen, man musste seinen Anordnungen folgen und ließ die „Maulwurfs- und Ameisenhügelplätze“ im billigeren „Weibertagslohn zu 68 Kreuzer“ festtreten und zahlte dafür 100 fl.



Im Laufe der folgenden Jahre wurden auch noch die Alleen auf 5 Meter verbreitert, damit das Reitvergnügen der Allerhöchsten Personen – gemeint ist vor allem die Kaiserin Elisabeth – nicht gemindert wird. Außerdem wurden immer wieder Reithindernisse und Sprunggräben etc. angelegt. Offensichtlich ritte die Kaiserin immer wieder im k.k. Tiergarten. Auf ihre Reitleidenschaft wurde auch beim Bau der Hermesvilla Rücksicht genommen und so wurde neben dem Stallgebäude auch noch eine Reitschule errichtet.



Nicht nur als Architekten holte man sich einen berühmten, auch für die Innenausstattung wurde auf prominente Künstler zurückgegriffen. So lieferte Ludwig Bösendorfer ein Klavier, der Berliner Bildhauer Ernst Heter gestaltete die Marmorstatue „Hermes“ und Hans Makart malte Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ in Elisabeths Schlafzimmer. Ihr Turnzimmer wurde mit Darstellungen aus der griechisch-römischen Mythologie ausgemalt.

Am 24.5. 1886 waren schließlich die arbeiten fertig gestellt, und die kaiserliche Familie besichtigte erstmals die Villa. Doch sowohl die Kaiserin als auch ihre Tochter Marie Valerie fanden das Haus ungemütlich und klagten über die Kühle und die Feuchtigkeit.



Dennoch wurde in das Jahresprogramm der kaiserlichen Familie die Hermesvilla als Frühsommerresidenz aufgenommen. Entgegen seiner sonstigen Ablehnung vieler technischer Fortschritte ließ Franz Joseph die Straße zur Villa als eine der ersten Wiens mit elektrischer Beleuchtung ausstatten.



Während sich die Familie in der Villa aufhielt lagen alle Arbeiten und Aktivitäten im Lainzer Tiergarten still. Es durfte weder gejagt werden noch gearbeitet und entlang der Mauer wurden zusätzliche Gendarmeriebeamte postiert ebenso sorgte das Militär und die berittene „Burggendarmerie“ für Schutz und Ordnung.



Für Franz Joseph wurde die Hermesvilla ein Ort, an dem er sich wehmütig an schönere Zeiten gemeinsam mit seiner Frau erinnerte, während diese viel herumreiste. So schrieb er ihr am 1.9.1898: „Um fünf Uhr bin ich in die Villa ‚Hermes’ gefahren, um etwas Luft zu schöpfen. Vor dem Tore des Tiergartens war eine große Menge Schwalben versammelt, die sich offenbar schon zur Abreise rüsten…Ich bin in der Nähe der Villa spazierengegangen, war auch auf dem Aussichtspunkte hinter dem Hause bei dem großen Baum und bewunderte die klare Fernsicht. Viel und mit recht wehmütigem Gefühl habe ich zu Deinen Fenstern hinaufgeblickt und mich dabei im Gedanken in die Tage zurückversetzt, welche wir zusammen in der lieben Villa zubrachten.“



Nach der Ermordung Elisabeths erbte Marie Valerie die gesamte Liegenschaft, doch sie verkaufte 1911 die Villa an den k.k. Hofärar unter der Bedingung, dass ihr Vater sich zeit seines Lebens immer dort aufhalten könne, wenn er wollte. Franz Joseph nützte es immer wieder für einige Tage aus, doch nach seinem Tod 1916 wurde die Hermesvilla nicht mehr benützt.

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