Nackt, blind und runzlig: Nachwuchs bei Schönbrunner Nacktmullen
Foto: Daniel Zupanc
Einen Schönheitswettbewerb würden sie wohl nicht gewinnen, von den Nacktmullen im Schönbrunner Wüstenhaus gibt es aber andere tolle Neuigkeiten: Zum ersten Mal seit fast acht Jahren haben sie erfolgreich für Nachwuchs gesorgt.
Die vier jungen Nacktmulle sind mittlerweile acht Wochen alt und messen rund sieben Zentimeter. Etwa einen Monat lang wurden sie gesäugt. Mittlerweile fressen sie mit ihren stark ausgeprägten Schneidezähnen bereits Knollen- und Wurzelgemüse. „Ausschlaggebend für unseren Zuchterfolg war ein stabiles soziales Gefüge. Das Sozialsystem der Nacktmulle ähnelt dem der Honigbienen: In einer Kolonie sorgt nur die Königin für Nachwuchs. Sie ist das einzige fruchtbare Weibchen und unterdrückt die Fortpflanzung aller anderen Weibchen in der Kolonie“, so Tiergartendirektor Dr. Stephan Hering-Hagenbeck. Stirbt die Königin, kann jedoch, anders als bei Honigbienen, jedes andere Weibchen um ihre Rolle konkurrieren und fortpflanzungsfähig werden.
Den Zuchterfolg im Wüstenhaus vor den Toren des Tiergartens können Besucherinnen und Besucher hautnah miterleben. Durch ein 70 Meter langes Glasröhrenlabyrinth sind die jungen Nacktmulle gemeinsam mit der restlichen Kolonie zu beobachten. Seit dem Sommer 2024 ist der Eintritt ins Wüstenhaus in der Jahreskarte des Tiergartens enthalten. Für Tagesgäste gibt es ein Kombiticket für den Tiergarten und das Wüstenhaus. Ein Besuch lohnt sich: Das Labyrinth bietet faszinierende Einblicke in die sonst verborgene Welt der Nacktmulle. Die ostafrikanischen Nager verbringen ihr Leben in unterirdischen Tunnelsystemen und sind fast blind. „Die Luft in ihren Gängen hat einen hohen Kohlenstoffdioxidgehalt. Nacktmulle kommen mit sehr hohen CO2-Konzentrationen zurecht, die für andere Säugetiere sogar tödlich sein können. Die meisten Nagetiere werden maximal drei bis vier Jahre alt, Nacktmulle dagegen können bis zu 30 Jahre alt werden. Das sind einige der Gründe dafür, warum diese Tiere unheimlich faszinierend sind“, so Anton Weissenbacher, zoologischer Kurator im Tiergarten Schönbrunn. Nacktmulle stehen auch im Fokus der Krebsforschung. Denn die runzligen Tiere erkranken so gut wie nie an Krebs.
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