02.10.2019
Trauerpolitik Abschiede gestalten
"TrauerPolitik" - ein befremdliches Wort, das so eigentlich gar nicht existiert. Es spiegelt sich in dieser Wort-Verbindung von Trauer und Politik gewissermaßen die Ausgangslage: dass Politik mit Trauer offiziell wenig bis gar nichts zu tun hat - und wohl auch umgekehrt. Und doch sind die jeweiligen Lebens- und Arbeitsbedingungen als Kontext mitentscheidend, ob Trauer in unserer Gesellschaft wahrgenommen und anerkannt wird - und so als zum Leben gehörig gelebt werden kann.
Wir leben in einer Gesellschaft, die Trauer zunehmend privatisiert. In der Öffentlichkeit, so glauben wir, dürfen wir keine Schwäche, geschweige denn Tränen oder andere Trauerreaktionen zeigen. Trauer, so wissen wir aus der Forschung, hemmt aber die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit, lenkt von den Erfordernissen des schulischen und beruflichen Alltags ab und widerspricht daher der ökonomischen Logik des Funktionierens. Schon allein deshalb ist Trauer ein eminent politisches Thema - und möglicherweise einer der Gründe, warum Politiker*innen hierzulande versuchen, ihre Trauer tunlichst zu verbergen.
Und Trauer ist kein ausschließlich auf den Tod bezogenes Phänomen: Wir haben keine Abschiedskultur - Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel. Es braucht wohl Mut und Vertrauen und Risikobereitschaft, um (zu beginnen) über (unfreiwillige) Abschiede, Verluste, Trennungen, Verluste und Niederlagen zu reden.
Die gute Nachricht: "Trauer ist die Lösung - nicht das Problem." (Chris Paul). Zu diesem Perspektivenwechsel will dieser Abend anregen und ermutigen.
Referierende:
Mag. Thomas Geldmacher, Historiker, Politikwissenschaftler, Mediator, Berater mit den Schwerpunkten: Tod und Trauer am Arbeitsplatz sowie andere traurige Angelegenheiten, Projekt-, Strategie- und Markenentwicklung im politiknahen Bereich, Biografiearbeit
Mag. Daniela Musiol, Sozialarbeiterin, Juristin, Mediatorin, Abgeordnete zum Nationalrat a. D., Beraterin mit den Schwerpunkten: Tod und Trauer am Arbeitsplatz sowie andere traurige Angelegenheiten, Familien-, Erbschafts-, Team- und Organisationsmediation, Supervision, Coaching, Rollenentwicklung, Partizipations- und Beteiligungsprozesse, Biografiearbeit
Dr. Christian Metz, Psychotherapeut, Supervisor (Schwerpunkt Sozial- und Gesundheitswesen) sowie Lehrtherapeut und Ausbilder in personzentrierter Psychotherapie (APG-FORUM); Leitung der Kardinal König Akademie für Hospiz, Palliative Care und Demenz in Wien; Trainer an der Akademie für Sozialmanagement Wien
Teilnahme 10€
Anmeldung erbeten
Veranstaltungsinfos
- Kardinal König Haus
- Kardinal-König-Platz 3
- 02.10.2019
19:00 - 21:00 Uhr - (01) 804 75 93
- Homepage