Bezirksgeschichte

Nikolaikapelle (Eustachiuskapelle)

Die romanische Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten war im Mittelalter Zentrum einer Siedlung und ist einer der ältesten Sakralbauten Wiens.

Der älteste erhaltene Kirchenbau im Gebiet des heutigen 13. Bezirkes ist die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten unweit des Nikolaitores. 1321 wird die "(...) sand Nichlas chapelle auffe leit (...)" erstmals erwähnt. Ihren architektonischen Formen nach muß sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein.



Auf mittelalterliche Siedlungsspuren um die Kapelle bzw. in geringer Entfernung von ihr verweisen bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts verschiedene Autoren. 1991 wurde dies durch Stichgrabungen belegt. Die Kleinsiedlung St. Nichlas ist erstmals 1321 schriftlich belegbar; sie reicht bis in das 11. Jahrhundert zurück. Die an exponierter, strategisch wichtiger Stelle befindliche Hausberganlage mit Kapelle diente neben der Rückzugsmöglichkeit der umliegenden Bewohner auch zur Flußbefestigung. Die Engstelle zwischen Wolfersberg und Nikolaiberg, die Hütteldorfer Furt, war, von Westen kommend, die erste Möglichkeit, den Wienfluß zu durchfahren. Die Gefährlichkeit der Stelle vor allem bei Hochwasser läßt die Errichtung einer Kapelle zu Ehren des hl. Nikolaus, des Wasserpatrons und Nothelfers, verständlich erscheinen.



Aus einer Urkunde des Jahres 1324 geht hervor, daß das Gotteshaus schon damals mit einem Beneficium ausgestattet war. Quellen aus dem 15. Jahrhundert zeigen die Zugehörigkeit zur Pfarre Hütteldorf . 1466 legte Georg von Schemberg (Schönberg), Propst von Preßburg und Pfarrer von Hütteldorf, ein neues Grundbuch für St. Nikolai an. Eine Mitteilung darüber in einem Protokoll aus 1759 haben die Editoren der "Kirchlichen Topographie" falsch aufgefaßt, sie schrieben, unter Schemberg sei die Nikolaikapelle erbaut worden .



1529 bzw. 1683 dürfte sie von den Türken zerstört worden sein. Jedenfalls ließ 1735 Josef Heinrich Breitenbücher, Weihbischof von Wien und Pfarrer von Hütteldorf, den Bau auf eigene Kosten restaurieren und konsekrierte ihn am 21. 8. desselben Jahres neu.



Durch eine glückliche Fügung entging die Kapelle der josephinischen Aufhebung und damit der drohenden Zerstörung: 1785 wurde sie auf landesfürstliche Weisung hin gesperrt und am 25. 4. 1787 profaniert. Die Kapelle sollte abgerissen, das Baumaterial jedoch vorher verkauft werden. Fürstin Leopoldine von Liechtenstein kaufte daraufhin das Gotteshaus um den Materialwert und schenkte es 1805 der Pfarre Hütteldorf.



Eine Abrundung des Kaiserlichen Besitzes des Lainzer Tiergartens führte 1833 zu einem Gebietstausch, durch den die Nikolaikapelle in den ummauerten Teil des Tiergartens einbezogen wurde und in den Besitz des Hofärars kam. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Kapelle wieder sehr vernachlässigt worden. Die notwendigen Reparaturarbeiten bezahlte 1835 Erzherzog Ludwig. Durch die Lage innerhalb der Tiergartenmauer verlor der Bau für die Bewohner von Hütteldorf und Hacking an Bedeutung.



Die Kapelle erfuhr eine neue Bestimmung, als die Jäger sie ihrem Schutzpatron, dem hl. Eustachius, widmeten (Weihe 1837) und in ihr seit 1846 jährlich am 20. 9., dem Festtag des Heiligen, einen Gottesdienst feierten. Zwischen 1692 und 1846 fanden die Eustachiusfeiern in der nahe gelegenen Mariabrunner Kirche statt.



Im Zuge der neuen Aufgabenstellung der Nikolaikapelle wurde ein 1836 von Leopold Kupelwieser gemaltes Altarbild aufgestellt, das die Legende von der Bekehrung des Eustachius auf der Jagd darstellt. 1914 kam es zur Einstellung der Feierlichkeiten; sie wurden 1923, nach einer Restaurierung des Gotteshauses, wieder aufgenommen. 1945 erlitt der Bau beträchtliche Schäden, die erst 1950 beseitigt werden konnten. 1991 erfolgte die bis dato letzte Außenrenovierung.



Die Eustachiuskapelle, die seit 1914 zur Pfarre Mariabrunn gehört, ist in der Regel geschlossen, es wird jedoch nach wie vor in ihr jedes Jahr im September ein Gottesdienst zu Ehren des hl. Eustachius gefeiert. […]

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