Bezirksgeschichte

Gloriettegasse 31–43

Das Ensemble trägt die Bezeichnung „Lumpazidörfl”. Regisseur und Theaterdirektor Carl soll aus dem Erlös diverser Vorstellungen von Johann Nestroy die Bauten errichten haben lassen.

Die Häuser Gloriettegasse 31–43, von denen die meisten unter Denkmalschutz stehen, erwecken in ihrer Gesamtheit noch heute den Eindruck eines Straßenzuges aus der Biedermeierzeit. Eine mündliche Überlieferung besagte, daß sie von dem Schauspieler, Regisseur und Theaterdirektor Carl Carl (Pseudonym für Carl Ferdinand Bernbrunn, 1789–1854) aus dem Erlös der besonders erfolgreichen Vorstellungen von Johann Nestroys 1835 uraufgeführtem Stück „Lumpazivagabundus” errichtet wurden. Von da stammt auch die für dieses Ensemble geprägte Bezeichnung „Lumpazidörfl”.

Diese mündliche Überlieferung wird durch die Grundbuchaufzeichnungen bestätigt. Carl Bernbrunn erwarb zwischen 1834 und 1837 jene Grundstücke, die vordem als Weingärten bzw. als Weinhauerunterkünfte genützt wurden, und ließ auf ihnen das Häuserensemble errichten. Die finanziellen Möglichkeiten für den Bau der Häuser hatte Carl Bernbrunn offensichtlich - er hinterließ nach seinem Tod ein Vermögen von 700 000 Gulden. Für seine Geschäftstüchtigkeit spricht auch die Tatsache, daß die Gebäude ursprünglich als Mietobjekte errichtet worden waren. Die meisten Häuser gingen aber nach wenigen Jahren in das Eigentum verschiedener Käufer über.



Carl Bernbrunns eigene Villa stand im Garten Gloriettegasse 23–29. Von ihr zeugen noch das 1982 aufgestockte Wirtschaftsgebäude bzw. sein Pendant auf der anderen Seite der Einfahrt in der Gloriettegasse. Ein Fahrweg führte zwischen diesen Gebäuden hangaufwärts zur Villa. Sie wurde 1944 zerstört. An ihrer Stelle befindet sich heute ein 1974 errichtetes Wohnhaus.



Den Biedermeierhäusern Gloriettegasse 29 und 31 gingen Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Bauten bäuerlichen Ursprungs voran, wie es auch der 1906 abgerissene sog. "Matschakerhof" in der Gloriettegasse 11 (-> Bd. I, S. 20) gewesen war.



Die Häuser Gloriettegasse 31–43 weisen sowohl äußerlich als auch in ihrer Grundrißform Ähnlichkeiten auf. Es zeigen sich an allen Objekten der Zeile deutlich typische Merkmale der Zeit.



Die meist ohne Abstand aneinandergereihten, zweigeschoßigen Bauten haben häufig zentral gelegene Stiegenhäuser und die meisten von ihnen sind nur teilweise unterkellert. Im Souterrain befanden sich gewöhnlich nur Wirtschaftsräume. Die Küche lag in der Regel im Erdgeschoß, während der erste Stock der Repräsentation vorbehalten war. Hier wurden die Räume in Flucht angelegt; das größer ausgebildete Zimmer in der Mitte war am besten ausgestattet und diente als Salon.



Am Außenbau bemerkt man die Betonung der Mitte meist durch einen etwas vorspringenden Bauteil, durch einen Balkon im Obergeschoß, durch aufwendigere Gliederung der Fassade und mitunter auch durch einen mittig gesetzten Dachausbau.



Das ehemals zur Zeile gehörende Haus Gloriettegasse 45 wurde durch Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg derart zerstört, daß ein Wiederaufbau nicht sinnvoll erschien. An seiner Stelle befindet sich ein 1958/59 errichteter Wohnbau. [...]

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