Bezirksgeschichte

Penthouse Sankt-Veit-Gasse

So grün war Hietzing noch nie. Heinz Lutter plante diesen Dachausbau eines gründerzeitlichen Wohnhauses.

Was den Dachausbau betrifft, hat Architekt Heinz Lutter eine Faustregel, die er eisern befolgt: Die „Stadt über der Stadt“ ist eine völlig selbstständige Ebene über den Dächern von Wien. Mit seinem lindgrünen Dachaufbau im noblen Hietzing zeigt er, was er damit meint.



Ein ausbaufähiger Rohdachboden auf einem stattlichen Doppelhaus in bester Hietzinger Grünlage: Besseres kann einem Investor wie den Conwert-Immobilien nicht passieren. Doch es kam noch besser. Man kaufte das ganze Haus und wollte natürlich die Rendite steigern. Fassade und Stiegenhaus wurden saniert, ein Lift wurde eingebaut, das Dach wurde ausgebaut. „Wir wollten aber nicht einfach nur Dachflächenfenster einsetzen, sondern etwas Modernes draufbauen“, sagt Projektentwickler Karl Raabl. „Es sollten zeitgemäße Wohnungen mit genug Raumhöhe, Terrasse und Ausblick entstehen.“



Die Vorgaben der Bauherren an Architekt Heinz Lutter waren damit klar umrissen. Die unmittelbare Nähe des Hauses Müller, einer klassisch modernen Ikone von Adolf Loos, legte die Latte hoch. Wo man einst schon zukunftweisend war, da muss man auch heute in die Zukunft blicken. Lutter agierte mehr als modern.



Ein Satteldach mit zwei Walmen krönte bis vor Kurzem das dreistöckige Haus. Das bisherige Volumen durfte nicht überschritten werden, mehr als ein Geschoß war also nicht drin. Ein Grund mehr, jeden Quadratzentimeter zu nutzen. Der schrägwandige Dachaufbau mit Erkern und Gaupen ist angewandte Bauordnungsmathematik und Baukörpergeometrie auf höchster Stufe. „Ich wollte etwas Signifikantes draufsetzen, das mehr ist als ein Dach“, sagt Lutter. „Der Aufbau sollte einen neuen Abschluss schaffen, der auch zum Bestand passt.“



Der Altbau ist eine gediegene Stadtvilla mit symmetrischem, H-förmigem Grundriss und großem Garten. Entstanden ist sie an der Schwelle zum Jugendstil. Eine schmucke, halbrunde Loggia mit Balkon ziert die Mitte der Straßenfassade, zwischen den seitlichen Flanken ist ein repräsentativer Vorhof eingefasst. An den Enden des Mitteltrakts liegt je ein schmales Stiegenhaus. In der schmalen Spindel führt nun ein ebenso schmaler Lift rauf aufs neue Dach.



Oberhalb der Gesimskante ist alles anders: Lange Balkonbänder, die sich gartenseitig zu Terrassentiefe ausweiten, mäandern hinter lochblechverkleideten Brüstungen am Gesims entlang. Seitlich sind Balkone eingeschnitten. Dahinter sorgt ein Holzleichtbau mit raumhohen Fenstern für gutgelauntes Wohnen mit Blicks ins Grüne. Und zwar in beide Richtungen: Denn das Dachgeschoß ist rundum mit lindgrünen Prottelith-Platten verkleidet. Die Brandschutzanforderungen an ein Wiener Dach schaffte das innovative Material allerdings nicht. „Wir durften zwar die Außenwände mit Prottelith verkleiden, mussten aber ein Zinkblechdach ausführen“, gesteht sich Lutter ein.



Wichtig sei die Form gewesen: „Ich wollte etwas Penthouse-Artiges machen, das mit verschiedenen Höhen spielt. Man sollte auf die Terrassen treten können und das Gefühl haben, unter Bäumen zu stehen.“ Geworden sind daraus zwei schrägwandige Tonnen. Die lichtdurchfluteten Innenräume kommen ganz ohne sichtbare Sparren aus.



Über den Seitenflügeln bilden die Erker und Gaupen lauschige Nischen. Bündig sind Glastüren, die sich von einem Scharnier in Gürtelschnallen-Manier auch in Lüftungsposition arretieren lassen, in die lindgrünen Wände eingeschnitten: Wie durch ein holzverkleidetes Kastenmöbel tritt man über zwei graue MDF-Stufen hinaus ins Freie. Die Rechnung der Bauherren ging auf: Längst wechselte das Haus seinen Besitzer.

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