Bezirksgeschichte

Villa Schratt

Katharina Kiss-Schratt, Burgschauspielerin und Vertraute Kaiser Franz Josephs, erwarb 1893 das Anwesen und ließ es ausbauen.

Die Grundstruktur des heutigen Baues stammt vermutlich aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im alten Grundbuch wird bereits für 1804 „eine neu erbaute Behausung“ für Dominikus Hofer ausgewiesen. Sie ist in dem Plan Schönbrunns mit Umgebung von C. Otto aus dem Jahr 1817 eingezeichnet, und zwar hangaufwärts, abgesetzt von der Gloriettegasse. In dem 1827 erstellten Plan Schönbrunns mit Hietzing und Penzing von Ziegler und Vasquez ist dieses Haus mit zwei vom Hauptbau abgesetzten, bis zur Gloriettegasse reichenden Seitentrakten versehen. Spätestens 1869, höchstwahrscheinlich schon um

1850 wurden der heute noch bestehende Haupttrakt und wohl auch die Seitentrakte errichtet. Die frühesten konkreten Daten aus den Bauakten betreffen leider erst die Jahre 1870 und 1872.



1870 erstellte Baumeister Josef Kopf Abänderungsvorschläge für den linken Seitentrakt, von denen noch eine eher skizzenhafte Zeichnung von Fassadendetails existiert.

1872 suchte der damalige Besitzer Wilhelm von Glaser um Bewilligung für eine Rauchfangänderung im linken Seitentrakt sowie um eine Bestimmungsänderung des „Glashauses“, eines Verbindungselementes zwischen Haupttrakt und rechtem Seitentrakt, an. Es handelt sich hiebei um jenen, einem Wintergarten ähnlichen Raum, der später von Katharina Schratt als Frühstückszimmer verwendet wurde und von dem aus der kleine Platz im Freien an der Ecke Gloriettegasse/Wattmanngasse, auf dem bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein Pavillon stand, begehbar war.



Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es seit Bestehen dieses Sommerhauses um 1850 die Dreiteilung in ein ebenerdiges Hauptgebäude an der Gloriettegasse und in zwei Nebentrakte, den rechten, zum Teil zweigeschoßigen, mit dem Haupttrakt durch das erwähnte Glashaus verbunden, entlang der h. Wattmanngasse und den linken ebenerdigen, der nicht direkt am Hauptteil anschloß, sondern durch einen begehbaren Bogen, eine Art Brücke, mit demselben verbunden war. Anfang der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts ersetzte man im Zuge der Generalrenovierung das im Krieg zerstörte Glashaus durch einen gemauerten Verbindungsgang mit Arbeitsraum. Hiebei wurde der Abgang in den Keller verlegt. Die begehbare bogenförmige Verbindung mit dem linken Seitentrakt wurde damals nicht wiederhergestellt.

Die U-förmige Anlage öffnet sich an der straßenabgewandten Seite zu dem beeindruckenden Garten, der, leicht ansteigend, bis zur Weidlichgasse reicht.



Die an den in erster Linie zu gesellschaftlichen und repräsentativen Zwecken dienenden Haupttrakt angrenzenden Nebentrakte beherbergten einerseits das Gesinde im linken Trakt, andererseits die Küche, eine Anrichte sowie ein Teezimmer im rechten.



1893 erwarb die Burgschauspielerin und Vertraute Kaiser Franz Josephs, Katharina Kiss-Schratt (1855–1940), den Bau und ließ durch Baurat Andreas Streit und Stadtbaumeister Eduard Frauenfeld-Berghof folgende Änderungen vornehmen: im Keller Einrichtung einer Waschküche mit gasgefeuertem Waschkessel; im Trakt an der Wattmanngasse Einbau eines Dienstbotenzimmers, eines Bades und eines WC, Vergrößerung der Küche; im linken Seitentrakt Abänderung der WC-Anlage, Anbau einer steinernen Bodenstiege, Vergrößerung einzelner Raumhöhen durch gewölbte Decken auf 3 m sowie Einbau einer neuen Senkgrube auf dem Straßengrund der Gloriettegasse.



Außerdem wurde 1894 eine neue Einfriedungsmauer mit kleiner Eingangstür an der Weidlichgasse (ehemals Feldgasse) errichtet. Zwischen 1894 und 1898 erfolgte eine Vergrößerung des oberen Gartenteiles, 1894 durch Stadtbaumeister E. Frauenfeld-Berghof der Bau eines an der Südgrenze des Gartens gelegenen Badehauses mit Schwimmbecken im Freien. Für das Bassin existiert ein Wasserablaufplan aus dem Jahr 1894, der einen Rohrkanal mit 10 cm Querschnitt außerhalb der Grundgrenze entlang der Wattmanngasse vorsieht.



Das aus Holz errichtete und als „Gartensalon“ bezeichnete Badehaus beinhaltete u. a. einen Heizkessel aus Kupfer, sodaß das Wasser im Freien entsprechend temperiert werden konnte. Dieser Kessel wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.



Das anmutige Gebäude erinnert vor allem durch sein vorspringendes Dach an fernöstliche Hausformen. Die Außenwände weisen feine Details auf: Die Sockelzone ist durch überlappte Holzbretter horizontal gegliedert, der darüber liegende Bereich wird durch schwach vorspringende Stäbe akzentuiert, die Zone unter dem Dach weist Felder mit Rundbögen auf, zwischen denen die gekurvten Stützen für das betonte Dachgesims liegen. Der Ausgang in das ehemalige Bassin ist mittig angeordnet.



Auf einem Plan aus dem Jahr 1910 ist noch eine ebenfalls an der heutigen Weidlichgasse gelegene Kegelbahn eingezeichnet.

In dem großzügig angelegten Garten befindet sich außerdem ein kleiner Pavillon. Die leicht wirkende achteckige Holzkonstruktion ist an drei Seiten offen, die übrigen Seitenflächen sind zum Teil verglast. Unter dem ausgeprägten Dachgesims ist – als Übergang zur Verglasung bzw. totalen Öffnung der Wand – ein Bereich in Holzgitterwerk ausgebildet, über dem Gesims sitzt ein Zwiebelturm.



Die gesamte Anlage wurde von der Familie des heutigen Besitzers in der Zwischenkriegszeit gekauft und renoviert. Der Zweite Weltkrieg verursachte durch mehrere Luftminentreffer verheerende Schäden, sodaß in den fünfziger Jahren erneut mit der Renovierung, die zum Teil ein Wiederaufbau war, begonnen werden mußte. Mit außerordentlichem Engagement gelang es in mühevoller Kleinarbeit, einen Bauzustand wieder herzustellen, der dem originalen sehr nahe kommt, und diese Restaurierungsarbeiten auch auf die Details der Inneneinrichtung auszudehnen.



Darüber hinaus wurden das zerstörte Badehaus und der Pavillon im Garten originalgetreu aufgebaut.

Dieser privaten Initiative ist es zu danken, daß die historisch und kulturhistorisch faszinierende Anlage auf überzeugende Weise erhalten blieb. Bei Redaktionsschluß (Jänner 1998) stand die Villa zum Verkauf. [...]

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